Grundkurs Wirtschaft

für Wirtschaftsinformatiker

2.3.4 Erfolgsbuchungen

Autoren: Peter Paic & Julian Schopp

Den Geschäftsvorfällen die vorangegangenen Kapitel ist gemeinsam, dass sie ausschließlich auf Bestandskonten gebucht wurden. Diese Geschäftsvorfälle haben ausschließlich Vermögens- und Fremdkapitalpositionen berührt und waren somit erfolgsneutral.
Erfolgswirksame Buchungen hingegen verändern immer das Eigenkapital (Wischmann 2009, S. 34 f.).

Zahlt die Bank beispielsweise einem Unternehmen Zinsen in Höhe von 50 Euro auf das Bankguthaben, wissen Sie zwar, dass die Mehrung des Bankguthabens auf ebendiesem Konto zu verbuchen ist.

Ein bisher verwendetes Bestandskonto auf dem die Gegenbuchung zu verzeichnen wäre, fehlt ihnen jedoch. Das Vermögen wächst, die Schulden hingegen verändern sich nicht (Döring und Buchholz 2011, S. 29).
In der Folge vergrößert sich das Eigenkapital.

Wenn ein Unternehmen im umgekehrten Fall zum Beispiel Zinsen auf einen erhaltenen Bankkredit in Höhe von 200 Euro per Bankeinzug zahlen muss, ist eine Minderung auf dem Bankkonto zu verzeichnen.
Doch auch in diesem Falle fehlt ihnen ein Bestandskonto, auf dem Sie die Gegenbuchung vornehmen könnten.
Das Vermögen verringert sich, ohne dass sich der Schuldenstand verändert. Somit vermindert sich das Eigenkapital.

Die Mehrung des Eigenkapitals in einer Periode wird als Ertrag bezeichnet, die Minderung als Aufwand. Der Ertrag ist somit der Wertzuwachs in einer Periode, der Aufwand die Wertminderung.

Definition: „Ertrag“

Als Ertrag wird der wertmäßige Zuwachs von Gütern in einer Abrechnungsperiode bezeichnet. Durch Erträge wird das Reinvermögen (Eigenkapital) vermehrt. Das Reinvermögen ist das Geldvermögen zuzüglich des Sachvermögens.

Definition: „Aufwand“

Als Aufwendungen wird der wertmäßige Verbrauch von Gütern in einer Abrechnungsperiode bezeichnet. Durch sie wird das Reinvermögen (Eigenkapital) vermindert. Das Reinvermögen ist das Geldvermögen zuzüglich des Sachvermögens.

Neben der in Kapitel 3.2.2 in der Übungsaufgabe zur Erstellung einer Bilanz und zur einfachen Distanzrechnung dargestellten Vorgehensweise zu Ermittlung des Erfolgs eines Unternehmens anhand des Eigenkapitals zweier Geschäftsjahre, steht Ihnen nun mit der Gegenüberstellung des Ertrags und des Aufwandes ein zweiter Weg zur Erfolgsermittlung zur Verfügung:

Erfolg = Ertrag - Aufwand und Erfolg = Eigenkapital t1 - Eigenkapital t0

Ein positiver Erfolg wird als Gewinn, ein negativer Erfolg als Verlust bezeichnet.

Theoretisch könnte die Buchung der erfolgswirksamen Geschäftsvorfälle direkt über das Eigenkapitalkonto (EK) erfolgen. Für die genannten Beispiele hieße dann der Buchungssatz „Bank an EK“ bzw. „EK an Bank“.

Aufgrund der Vielzahl der jährlichen Geschäftsvorfälle würde bei dieser Vorgehensweise einerseits die Übersichtlichkeit verloren gehen und anderseits würde es zu Intransparenz führen, da der Jahreserfolg als Differenz des Ertrags und des Aufwands nicht mehr erkennbar wäre (Döring und Buchholz 2011, S. 32).

Aus diesem Grund werden separate Erfolgskonten gebildet, unterteilt in Aufwands- und Ertragskonten.
Auf Aufwandskonten werden Minderungen des Eigenkapitals, auf Ertragskonten Mehrungen des Eigenkapitals gebucht.
Erträge werden auf Ertragskonten im Haben, Aufwände auf Aufwandskonten im Soll gebucht (Döring und Buchholz 2011, S. 37 ff.).

Abbildung 15: Buchung von Geschäftsvorfällen auf Erfolgskonten
Quelle: Eigene Darstellung.

Die Buchungssätze für die beiden beispielhaft aufgeführten Geschäftsvorfälle lauten:

  1. Erhalt einer Zinszahlung auf Bankguthaben: Bank an Zinserträge 50 Euro
  2. Zahlung von Zinsen für einen Bankkredit: Zinsaufwände an Bank 200 Euro

Allgemein formuliert lauten die Buchungssätze auf Erfolgskonten somit:

  1. Bestandskonto an Ertragskonto
  2. Aufwandskonto an Bestandskonto

Die vorstehende Abbildung visualisiert den Buchungsvorgang zwischen dem Bestandskonto „Bank“ und den Erfolgskonten „Zinserträge“ und „Zinsaufwände“.

Neben den Zinserträgen und -aufwänden sind im Laufe eines Geschäftsjahres eine Vielzahl weiterer Aufwände und Erträge auf entsprechende Erfolgskonten zu buchen. Folgend sind einige typische Ertrags- und Aufwandskonten aufgeführt.

Abbildung 16: Typische Aufwands- und Ertragskonten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Kudert und Sorg 2013, S. 79.

Damit Sie die Checkliste zur Bildung von Buchungssätzen auch weiterhin nutzen können, wird diese nun erweitert:

Checkliste für die Aufstellung eines Buchungssatzes:

1. Welche Konten sind durch den Geschäftsvorfall betroffen?
2. Ist der Geschäftsvorfall erfolgsneutral oder erfolgswirksam?

Erfolgsneutral                                                 

  1. Handelt es sich um Aktivkonten oder Passivkonten? 
  2. Sind auf den Konten Zu- oder Abgänge zu verzeichnen?
  3. Merke: Bei Aktivkonten Zugänge im Soll, Abgänge im Haben, bei Passivkonten genau umgekehrt.
  4. Merke: Es wird immer Soll an Haben gebucht.                                         

Erfolgswirksam

  1. Ertrag oder Aufwand?
  2. Merke: Ertrag führt zu Zugängen auf Aktivkonten, Aufwand zu Abgängen.
  3. Merke: Bei Aktivkonten Zugänge im Soll, Abgänge im Haben. Bei Erfolgskonten Erträge im Haben, Aufwände im Soll.
  4. Merke: Es wird immer Soll an Haben gebucht.

Abschluss der Erfolgskonten über das GuV-Konto

Zum Abschluss der Rechnungsperiode wird der Saldo jedes Erfolgskontos ermittelt und auf einem Sammelkonto zusammengeführt (Wischmann 2009, S. 39 sowie Döring und Buchholz 2011, S. 33).
Dieses Sammelkonto wird als Gewinn- und Verlust-Konto (GuV-Konto) bezeichnet.

Die Saldi der Aufwandskonten werden im Haben, die Saldi der Ertragskonten im Soll erfasst. Werden die Saldi der Erfolgskonten auf das GuV-Konto gebucht, erscheinen die Saldi der Aufwandskonten im Soll und die Saldi der Ertragskonten im Haben.

Abbildung 17: Abschluss der Erfolgskonten über das GuV-Konto
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Döring und Buchholz 2011, S. 34

Übersteigt die Summe der Erträge die der Aufwände, wurde ein Gewinn erwirtschaftet. Ist hingegen die Summe der Aufwände höher als die Summe der Erträge handelt es sich um einen Verlust.

Der Saldo des GuV-Kontos wird im Falle eines Gewinns auf der Soll-Seite, im Falle eines Verlustes auf der Haben-Seite aufgeführt.

Wie alle Konten ist auch das GuV-Konto zum Ende der Rechnungsperiode abzuschließen. Der ermittelte Saldo wird auf das Eigenkapitalkonto gebucht.

Wurde ein Gewinn erwirtschaftet lautet der Buchungssatz „GuV-Konto an Eigenkapital x1“. Im Falle eines Verlustes wird „Eigenkapital an GuV-Konto x1“ gebucht.

Gewinn- und Verlustrechnung


Das GuV-Konto ist die Grundlage für die Gewinn- und Verlustrechnung des Jahresabschlusses (Wischmann 2009, S. 39). Da die Saldi der Erfolgskonten nicht unmittelbar auf das Eigenkapitalkonto, sondern auf das GuV-Konto gebucht werden, ist es möglich, die Quellen bzw. Ursachen für den Erfolg, ob Gewinn oder Verlust, unmittelbar zu erkennen.

Das GuV-Konto ist somit ein wesentliches Hilfsmittel zur Erfolgsermittlung und –analyse (Döring und Buchholz 2011, S. 34).

Das GuV-Konto wird in die GuV-Rechnung übernommen. Im Unterschied zum GuV-Konto werden die Erträge und Aufwendungen in der GuV-Rechnung in Staffelform –Erträge mit einem Pluszeichen, Aufwände mit einem Minuszeichen – aufgeführt.

Die Anordnung erfolgt dabei nach einer bestimmten Struktur, sodass Betriebsergebnis, Finanzergebnis und außerordentliches Ergebnis in Staffelform untereinander ausgewiesen werden.

Das Betriebsergebnis bildet den Erfolg des Kerngeschäftes ab, das Finanzergebnis den Saldo aus Finanzerträgen (zum Beispiel Zinserträge oder Dividenden) und Finanzaufwendungen (zum Beispiel Zinsaufwand).

Entstehen Erträge oder Aufwendungen durch einmalige bzw. unregelmäßige Ereignisse, werden diese saldiert und als außerordentliches Ergebnis ausgewiesen (Döring und Buchholz 2011, S. 38).

Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Brand Steves Rechenzentrum zerstört (außerordentlicher Aufwand) oder aber, wenn Steve einen Teilbereich seines Unternehmens veräußert (außerordentlicher Ertrag).

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