Grundkurs Wirtschaft

für Wirtschaftsinformatiker

1.1 Einführung in die Ökonomie

Autoren: Peter Paic & Julian Schopp

Der antike griechische Haushalt gilt als Keimzelle des ökonomischen Denkens. So leitet sich der Begriff „Ökonomie“ vom griechischen „Oekonomicus“ (οἶκος oikos, „das Haus“ und νόμος nomos, „Gesetz“ oder „Regel“) ab und bedeutet so viel wie „kluge Hauswirtschaftsführung“ (Schumpeter 1954, S. 90).

In einem privaten Haushalt sind wichtige ökonomische Entscheidungen zu treffen. Dies betrifft die Wahrnehmung der zu erledigenden Haushaltsaufgaben sowie die Verwendung der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel.
Bei den Haushaltsaufgaben geht es darum, die zu erledigen Aufgaben auf die Mitglieder zu verteilen und festzulegen, wer beispielsweise im Haushalt die Reinigung, die Essenszubereitung, den Einkauf oder die Reparatur des Hauses übernimmt. 

Ebenso müssen im Haushalt Entscheidungen über die Verwendung der nur begrenzt vorhandenen finanziellen Mittel getroffen werden. Welche finanziellen Ressourcen sollen für Nahrung, Kleidung, Werkzeuge oder Bildung aufgebracht werden?
Die Wahl und die Entscheidung über den Einsatz der personellen und der Verwendung der finanziellen Ressourcen finden auch unter der Berücksichtigung der Fähigkeiten und Wünsche der Haushaltsmitglieder statt.

Definition „Ökonomie": 

„Ökonomie ist die Lehre von der Verwertung und Verteilung knapper Güter. Knapp ist jedes Gut, für das es mehr Verwertungs- oder Konsumwünsche gibt als Chancen, es zu bekommen.“
Quelle: Blankertz 2005, S. 7.

Dieses ökonomische Prinzip aus dem privaten Haushalt lässt sich ebenso auf Städte, Länder oder die Welt übertragen. Die bestmögliche Bedürfnisbefriedigung vollzieht sich im privaten Haushalt nach den gleichen Prinzipien wie in der gesamten Gesellschaft.
Auch hier werden Aufgaben und Arbeiten verteilt und es muss mit dem begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen (z. B. Geld) „gehaushaltet“ werden.

Die Gesellschaft steht vor der grundlegenden Entscheidung, wer Geld für welche Dienstleistung oder Ware bekommt. Gregory Mankiw, US-amerikanischer Ökonom und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Harvard University, formuliert zugespitzt: „Die Gesellschaft muss darüber entscheiden, wer Kaviar isst und wer Kartoffeln.“ (Mankiw und Taylor 2012, S.3.).

Die Entscheidung über die Verteilung der Güter ist sehr bedeutsam, da nur die wenigsten unendlich vorhanden sind. Das hehre Wunschziel der Ökonomie, Güter so aufzuteilen, dass auch die knappen Bestände gerecht verteilt sind, wird nur selten erreicht.

Der Begriff der „Ökonomie“ oder „Wirtschaft“ umfasst die Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Deckung des menschlichen Bedarfs dienen. Welche Wünsche befriedigt werden, also die Entscheidung über die Zuordnung von knappen Ressourcen auf die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten, nennt man in der Ökonomie „Allokation“.

Vorsicht: Die Informatik versteht unter dem Begriff der Allokation die Reservierung von Hauptspeicher oder anderen Ressourcen.

Den Rahmen ökonomischen oder auch wirtschaftlichen Handelns setzen die beteiligten Einrichtungen, ihre wirtschaftlichen Handlungen, geografische und institutionelle Aspekte sowie das menschliche Handeln.

Zu den wirtschaftlichen Einrichtungen gehören:

  • Unternehmen
  • private Haushalte
  • öffentliche Haushalte (Staat)

Zu den Grundlagen wirtschaftlichen Handelns zählen:

  • Herstellung von Gütern
  • Umlauf und Verteilung von Gütern
  • Verbrauch von Gütern

Wirtschaftliches Handeln findet zum Beispiel statt auf:

  • weltwirtschaftlicher Ebene
  • volkswirtschaftlicher Ebene 
  • regionalwirtschaftlicher Ebene
  • betriebswirtschaftlicher Ebene

Wirtschaftliche Aktivitäten des Menschen:

  • Planmäßige und effiziente Entscheidung über knappe Ressourcen mit dem Ziel einer bestmöglichen Bedürfnisbefriedigung.

Gegenstand einer Volkswirtschaft ist die Ökonomie oder die Wirtschaft eines Volkes, d. h. die Gesamtheit aller in einem Staat lebenden Menschen und Unternehmen.

Sowohl die Volks- als auch die Betriebswirtschaft basieren auf den Grundannahmen der Ökonomie: „Güter sind knapp und erfordern einen dementsprechenden ökonomischen Umgang“ (Mankiw und Taylor 2012, S. 3.).

Definition „Volkswirtschaft": 

Allgemein beschreibt der Begriff „Volkswirtschaft“ den Wirtschaftsraum eines Staates mit den ihm zugeteilten Wirtschaftssubjekten wie Haushalte, Unternehmen und Staat. Die „Volkswirtschaftslehre“ behandelt die Wissenschaft von der Bewirtschaftung knapper gesellschaftlicher Ressourcen.
Quelle: Mankiw und Taylor 2012, S. 3.

Die betriebswirtschaftliche Ebene nimmt die Perspektive eines Betriebes oder Unternehmens ein. Ziel der Betriebswirtschaftslehre ist die Beschreibung, Erklärung und Unterstützung von Entscheidungsprozessen in Unternehmen.
Im Fokus stehen Aspekte des unternehmerischen Handelns hinsichtlich der Funktionsbereiche Produktion, Absatz, Investition und Finanzierung sowie dem Rechnungswesen. 

Definition „Allgemeine Betriebswirtschaftslehre": 

„Die Bezeichnung Allgemeine Betriebswirtschaftslehre zielt auf jeden Teil der Betriebswirtschaftslehre, der sich mit den übergreifenden Aspekten des unternehmerischen Handelns befasst. So setzt sich die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre aus verschiedenen Sachfunktionslehren wie Produktion, Investition und Finanzierung, Forschung und Entwicklung, Marketing zusammen.“
Quelle: Gablers Wirtschaftslexikon 2015

Günter Wöhe differenziert die unternehmerischen Entscheidungen in konstitutive Entscheidungen (Wahl der Rechtsform, Standortwahl oder Liquidation) und Ablaufentscheidungen (Produktions-, Absatz- und Finanzierungsentscheidungen), sowie einer prozessorientierten Unternehmensführung hinsichtlich: Unternehmensziele, Planung und Entscheidung, Organisation, Personalwirtschaft, Kontrolle und Informationswirtschaft.
Nach Wöhe besteht der Hauptteil einer unternehmerischen Tätigkeit vorrangig aus Planungen und Entscheidungen“ (Wöhe 2010, S. 25 ff.). 

Insbesondere der Zielsetzung eines praxisbezogenen- und unternehmerischen Handelns wollen wir mit dem vorliegenden Buch „Praktische Betriebswirtschaftslehre für Wirtschaftsinformatik“ nachkommen.
Neben ausgewählten Sachfunktionen wie dem Rechnungswesen, Investition und Finanzierung verfolgt das Buch die Zielsetzung, grundlegende Beschreibungen und Erklärungen über die Funktion der Betriebswirtschaftslehre in Unternehmen aus Perspektive der Wirtschaftsinformatik darzulegen.

Abbildung 1: Einordnung der Betriebswirtschaft in die Wissenschaften
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Wöhe 2010, S. 40.

Die Betriebswirtschaftslehre wird wie die Volkswirtschaftslehre als zweites Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften den Sozialwissenschaften zugeordnet.
Die Abbildung 1 zeigt die Verzweigung aus den Wissenschaften zur Volks- und Betriebswirtschaft über die Realwissenschaften, die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und die Wirtschaftswissenschaften auf.

Angrenzende Wissenschaften sind aus der Soziologie die Betriebs- und Arbeitssoziologie sowie aus der Psychologie die Wirtschafts- und die Sozialpsychologie. Zur besseren Übersicht werden angrenzende Wissenschaftszweige vereinfacht dargestellt.

In der Gesamtschau reichen die Erklärungsansätze der Ökonomie aber auch über die Gesichtspunkte der Güterverteilung hinaus. Unter der Prämisse: „Die Ökonomik befasst sich mit Möglichkeiten und Problemen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil“ (Homann und Suchanek 2005) entwickeln Homann und Suchanek ökonomische Grundannahmen und Verhaltensweisen weiter.
Sie definieren daraus eine „individuelle Vorteils-Nachteils-Kalkulation“, aber sie sind auch davon überzeugt, dass diese Definition noch weit über den „Bereich der Wirtschaft“ hinausgeht und auch in Bereichen wie Kriminalität, Politik und Bürokratie, aber auch dem Heiraten Anwendung findet.

Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden Sie im Lehrbuch „Praktische Betriebswirtschaftslehre für Wirtschaftsinformatik“.
Nutzen Sie die vielen praktischen Beispiele und zahlreichen Übungen aus dem Buch um Ihr Wissen zu vertiefen.
Wiederholungsaufgaben zu jedem Kapitel inklusive Musterlösungen sichern dabei Ihren Lernfortschritt.

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